Ein neues Kapitel beginnt – die Gestaltung Meines Hamburger Gartens Teil I
Wie wir aus einem Parkdeck mit Rasenteppich einen Garten machten
Als ich das erste Mal in Hamburg auf dem Grundstück stand, habe ich mich sofort in diesen kleinen Flecken Erde verliebt. Die alte Backsteinmauer und die vier uralten Rotbuchen haben mein Herz im Sturm erobert. Ich hatte Gartenbilder von englischen Townhouses im Kopf, wild und dicht bepflanzt, gleichzeitig strukturiert und elegant. Nur eine Frage stellt sich: Ist dieser Garten nicht viel zu klein für jemanden, der seine Gartenleidenschaft zum Beruf gemacht hat? Müsste ich nicht durch zehn verschiedene Gartenräume wandeln, wenn mir das Thema Garten so ernst ist?
Wir haben uns damals innerhalb von zwei Tagen für den Kauf der Haushälfte entschlossen und heute kann ich sagen: Es ist genau der Garten, der perfekt zu mir passt! Denn wenn ich ehrlich bin, ist es so: Bevor ich Kinder bekam und diese Firma gründete, habe ich manchmal acht Stunden am Stück gegärtnert, quasi bis zum Sonnenuntergang. Dann kamen die Babys, die Geschäftsidee und seitdem bin ich phasenweise vom Leben sehr überfordert. In Potsdam hatten wir gute 600 qm mit viel Unkraut, sehr vielen alten Pflanzen und irgendwann hatte ich kaum noch Zeit, mich darum zu kümmern. So musste ich viel Geld bezahlen für eine Gartenhilfe, schließlich wollte ich weiterhin neue Sorten testen, Pflanzkombinationen ausprobieren und Saatgut säen. Die Unterstützung war hilfreich, aber langsam verlor ich den Kontakt zum Gärtnern völlig.
Das Schöne an meinen neuen 250 m² ist, dass ich mit voller Leidenschaft wieder Gärtnerin geworden bin. Es ist genau die Größe, die ich im Alltag gestalten und pflegen kann. Und seitdem das Frühjahr richtig losgelegt hat, bin ich täglich mit den Fingern in der Erde und sehr glücklich darüber, die Dinge jetzt wieder selbst in der Hand zu haben.
Bei Instagram habe ich gemerkt, wie unfassbar groß euer Interesse an meiner Gartengestaltung ist, und es entstand die Idee, in mehreren Artikeln hier den Prozess zu beschreiben und euch ein Stückchen mitzunehmen. Auf diesen Weg, von dem ich selbst momentan noch nicht genau weiß, wohin er führen wird.
Ein Anfang wurde im November letzten Jahres gemacht, als hier die ersten Bagger rollten. Der Immobilien-Entwickler hatte eine Terrasse aus modernen dunklen Klinker- und Betonsteinen anlegen lassen, die gute 40 cm über dem Rollrasen schwebte. Es fühlte sich an wie ein Parkdeck und war das Erste, das weichen musste. Stattdessen haben wir jetzt eine viel kleinere, ebenerdige Terrassenfläche mit sehr natürlich wirkendem Rhein-Kies (Körnung 8/16), dessen Knirschen unter meinen Füßen mich jeden Tag glücklich macht.
Im November habe ich dann auch eine grobe Skizze der Gartenstruktur entworfen und anlegen lassen, ebenso pflanzten wir ein Gerüst aus robusten Stauden, die den Lehmboden und die halbschattige Situation gut vertragen. Warum aber habe ich mich für eine recht formale Struktur entschieden? Immer wieder begegnet mir diese Frage. Deswegen hier ein kleiner Exkurs in meine Art der Gartengestaltung.
Es gibt viele Kriterien, nach denen vorgegangen werden kann. Häufig stehen die Bedürfnisse der Besitzerinnen im Vordergrund: Der Vater bekommt sein Gemüsebeet, das Kind seinen Sandkasten, die Mutter den Rosenpavillon. Das sieht dann meist sehr zusammengewürfelt aus. Oder man setzt ganz auf das Thema „Pflegeleicht“ und pflanzt hauptsächlich Rollrasen (leider pflegeintensiv, welch Fehler) und immergrüne Gehölze. Manche sehnen im Garten auch liebste Urlaubswelten herbei: Der mediterrane Garten soll an den letzten herrlichen Sommer auf Sizilien erinnern.
Für mich hat sich jedoch nur ein Kriterium als wirklich sinnvoll erwiesen: den Garten im Bewusstsein für den Ort anlegen, in den er eingebettet ist. Und ich bin radikal: Dieses Kriterium steht über allem. Sogar über meinen eigenen Bedürfnissen. Ich sehne mich manchmal auch nach Sizilien oder nach einem schönen Abend auf dem Land mit zirpenden Grillen, sitzend unter riesigen Holunderbüschen. Aber ich gerate nicht in Versuchung.
Als ich das Konzept für unseren neuen Hamburger Garten entwickelt habe, war einzig der Ort relevant: Wir haben die Hälfte einer hochherrschaftlichen Villa bezogen. Unsere Decken sind fast 4 Meter hoch und die Zimmertüren wirken wie im Theater. Der Garten dahinter ist nicht groß und folgt einem strengen, rechteckigen Grundriss. Das Bedürfnis, diese klaren, repräsentativen Strukturen mit runden Formen zu verweichlichen ist naheliegend, würde aber zu einer seltsamen Disharmonie führen (ein Landschaftsgarten im Quadrat wäre alles andere als natürlich).
Ich habe das Gegenteil gemacht: die Beete folgen den strengen Linien und betonen den formalen, repräsentativen Charakter des Hauses. Der Garten könnte so auch vor 100 Jahren zu dessen Bauzeit angelegt worden sein. Er steht in absoluter Harmonie mit dem Ort und der städtischen, sehr geordneten Umgebung.
Dennoch wird er modern und weich. Die Bepflanzung ist wild und organisch angelegt. Opulente Pflanzen wie Rosen oder Iris werden mit großen, zarten, transparenten Blumen in einen spannenden Kontrast gesetzt. Überhaupt Kontraste, sie sind unerlässlich, um das Beste aus den Pflanzen herauszuholen. Ein wildes Staudenbeet vor ungeschnittenen wilden Sommersträuchern? Das funktioniert nicht. Alles würde verschwimmen. Die frisch gepflanzte strenge Rotbuchenhecke führt die Backsteinmauer weiter und davor darf eine Wildheit entstehen, deren Essenz erst durch den ruhigen Hintergrund sichtbar wird.
Die Beete sind formal und bilden Rasenwege, gesäumt von Stauden, die an die hintere Backsteinmauer führen. Hier kann auf einer schlichten Bank die Morgensonne genossen werden (und das Haus!). Die Kiesterrasse ist mit historischem Granitpflaster eingefasst und bietet Platz für eine gemütliche Kaffeerunde auf den wunderschönen Palissade-Möbeln von Hay. Diese sind so robust, dass sie Sommer wie Winter an derselben Stelle stehen. Ich will den Garten schließlich das ganze Jahr über genießen!
Wir haben noch vier Spalierbäume (ebenfalls Rotbuchen) als Sichtschutz zu den Nachbarn gesetzt (auch im Winter bleiben die Blätter an den Zweigen. Die beste Heckenart, wenn man Immergrüne nicht mag wie ich). Zum anderen Nachbarhaus hin wird die Sicht erhalten, aber mit Wildrosen (Rosa multiflora), Clematis montana, Geißblatt und Hortensien (Hydrangea grandiflora) etwas diffuser abgegrenzt. Die weiteren Gehölze: Apfelspaliere, Schattenmorellen und Rambler (‘Ghislaine de Feligonde’) für die Backsteinmauer und ein schöner Quittenbaum (Halbstamm), auf den ich mich besonders freue! Eine bereits gepflanzte Hainbuche werden wir mit einem Kirschbaum ersetzen. Es ist bereits zu erahnen: Neben einer reichen Blütenfülle liebe ich es, Obst im Garten zu pflanzen. Früchte und Blumen in Kombination sind für mich ein herrliches Gartenthema (wie sehr ich die Obstblüte liebe!) und für meine Kinder hoffentlich Grundlage ihrer sinnlichen Erinnerungen an Hamburg, wenn sie groß sind.
So viel für heute. Im nächsten Artikel werde ich genauer auf meine Staudenbeete eingehen und euch verraten, wie ich sie mithilfe meiner Staudenkarten geplant habe. Ich werde meine Pflanzliste verlinken und zeigen, wie ich mit dem Staudenkit arbeite. Ich benutze die Tabelle und die Karten immer, um die Übersicht zu behalten, die selbst ein Profi wie ich schnell verlieren kann.
Bald schreibe ich auch etwas zum Thema Pflege und wie ich sie mir leicht mache. Bleibt gespannt, mehr beim nächsten Mal!