Beetplanung – Die Gestaltung meines Hamburger Gartens Teil II
Eine Sinfonie in zartem Pastell mit viel Rhythmus und Dynamik
Als ich unseren neuen Garten das erste Mal besichtigte, fiel mir sofort auf, dass hier sehr unklare Lichtverhältnisse herrschen. Von knalliger Mittagssonne bis tiefstem Schatten ist die ganze Palette vorhanden und dazu gibt es einen großen Unterschied zwischen den Jahreszeiten – typisch für einen Stadtgarten! Im Winter schafft es bisweilen kein einziger Sonnenstrahl hinein, da die Sonne zu tief steht, um über die Häuserdächer zu scheinen. Im Sommer hingegen schwitzt ein Teil des Gartens unter stärkster Mittagssonne. Schnell war klar: Es wird ein Staudengarten werden. Natürlich pflanze ich auch Einjährige und Dahlien, aber diese verlangen einen wirklich dauerhaften Sonnenplatz, den es bei uns nur an der Terrasse gibt. Für die anderen Gartenbereiche mit diesen starken Lichtschwankungen sind Stauden viel besser geeignet.
Als Nächstes habe ich die Beetstrukturen geplant und in zwei Bereiche geteilt: Schatten-Halbschatten und Halbschatten bis Sonne. Um eine wirkliche Harmonie im ganzen Garten herzustellen, wählte ich viele Halbschatten-Stauden, die in beiden Bereichen gut wachsen können und eine Art Verbindungsstück zwischen den Beeten darstellen (Herbstanemonen, Sterndolden, Nachtviolen, Waldphlox).
Grundsätzlich überlege ich mir am Anfang immer eine Mischung aus opulenten Pflanzen (Leitstauden, Rosen, Dahlien, kleine Gehölze o.ä.), um mir dann interessante Kombinationen mit leichten, wildstaudenähnlichen Pflanzen auszudenken, die in einem spannenden Kontrast zu ihnen stehen. Ich liebe hohe Bart-Iris mit Wiesenkerbel, Rosen und Baldrian, Dahlien und Kosmeen, Herbstanemonen und Hortensien.
Dann beginnt die Planung mit dem Hin- und Herschieben meiner Staudenkarten (diese findet ihr im Staudenkit hier), bis eine stimmige Mischung entstanden ist. Um einen Überblick zu erhalten, ob auch wirklich in jeder Jahreszeit ein blühendes Highlight im Beet zu finden ist und ebenso genug Begleit- und Füllstauden geplant sind, checke ich meine Staudenkombination mit einer Tabelle gegen. Auch diese findet ihr übrigens im Staudenkit, das sowohl für Neulinge als auch erfahrene Gärtnerinnen ein unglaublich hilfreiches Tool ist, um immer wieder neue Beete zu planen.
Ein nächster Schritt ist die korrekte Berechnung der benötigten Mengen. Hier kann jeder nach Art und Charakter seinen eigenen Weg finden. Besonders am Anfang lohnt es sich, akribisch einen Beetplan zu zeichnen und die Mengen genau zu berechnen. Da ich mittlerweile über 15 Jahre Erfahrung mit Stauden und wenig Zeit habe, gehe ich jedoch wie folgt vor: Ich zähle die Quadratmeter zusammen und rechne mal sieben. Herauskommt die ungefähre Gesamtmenge der benötigten Stauden. Die meisten Staudensorten werden in Gruppen zu drei, fünf oder einzeln gesetzt. Und jede Gruppe wird mehrmals im Beet wiederholt. Meist habe ich im Gefühl, wie viele Gruppen ich je Sorte bilden kann. Ich schreibe die Zahlen auf und vergleiche es mit meiner geforderten Gesamtmenge und radiere so lange herum bis beides zusammenpasst.
Insgesamt wurden in Hamburg circa 530 Stauden auf 80 qm gepflanzt.
Hier findet ihr meine komplette Pflanzliste mit den Mengen für alle Beete.
Wir haben im November zunächst die Flächen vorbereitet und mit guter Erde aufgefüllt, dann wurden die Leitstauden (oder Rosen) rhythmisch, aber in ungleichen Abständen über die gesamten Flächen verteilt. Anschließend stellten wir die Gruppen der Begleitpflanzen daneben, und zum Schluss füllte ich die noch leeren Flächen mit den Füllstauden. Ganz zum Schluss verteilte ich noch einzelne Einstreuer in Lücken. Erst wenn alles steht, wird gepflanzt!
Es ist wundervoll, dann im nächsten Jahr zu entdecken, dass diese unregelmäßige, aber rhythmische Verteilung ein wunderschön natürliches Bild abgibt, sobald Stauden einer Sorte gleichzeitig anfangen im ganzen Garten verteilt zu blühen. Dieser Rhythmus, diese Wiederholung ist das entscheidende Kriterium bei jeder gelungenen Pflanzung. Jede Gruppe einer Sorte sollte mindestens 3x im Beet wiederholt werden. So wird der ganze Garten zu einem großen, zusammenhängenden Kunstwerk anstatt zu einem Flickenteppich.
Staudenbeete zu planen ist vergleichbar mit der Komposition einer Sinfonie. Es gibt Themen, die sich wiederholen, ein ganzes Orchester, das gleichzeitig spielt, und einzelne Instrumente, die nacheinander ihren großen Auftritt haben. Es ist aber am Ende diese eine Musik, die im Ohr bleibt und viel mehr ist, als bloß die Summe der einzelnen Teile. Genauso sollte ein Staudenbeet konzipiert sein. Selbst im kleinsten Garten ist es möglich, diese große Geste, dieses große Konzert zu veranstalten.
Selbstverständlich dürfen in Staudenbeeten mehr Pflanzen wachsen als nur Stauden alleine: Für ein wunderschönes Blumenzwiebelspektakel im Frühjahr wurden über 800 Zwiebeln zwischen die Stauden gesetzt. Aber auch Dahlien und Einjährige können ein Staudenbeet wunderbar ergänzen. Dahlien würde ich im Mai einzeln, rhythmisch im Beet verteilen. Einjährige sollten schon mindestens 30 cm hoch gewachsen sein, damit sie nicht dem Unkrautstecher zum Opfer fallen. Toll sehen Kosmeen und Ziertabak aus, aber ebenso können Dill und Knorpelmöhre Rosen, Dahlien und Iris wild umspielen. Goldmohn und Sommerphlox gehören eher in den Vordergrund. Und von den Kerzen der Löwenmäulchen pflanze ich gerne 3-5 zusammen. Ich finde eigentlich jedes Jahr im Mai genug Lücken für diese wunderbaren Sommerblumen und notfalls wird das Beet um 20 cm erweitert.
Die im November gepflanzten Stauden sind jetzt schon riesig, aber ich bin so gespannt aufs zweite und dritte Jahr. Besonders Herbstanemonen oder Sterndolden wachsen erst dann zu voller Größe und Fülle heran und natürlich werden auch die Pfingstrosen von Jahr zu Jahr schöner und blütenreicher. Meine Schwiegermutter (eine sehr alte Dame) erzählte von einer, die noch ihre Mutter pflanzte und die immer noch blüht wie verrückt. Vielleicht werden auch meine Kinder die eine oder andere von mir letztes Jahr gesetzte Pfingstrose später pflegen, es wäre mir eine Freude!
Hier gibt es mehr Tipps für die Anlage eines Staudenbeetes
Foto oben und oben links: Maira Falconi