Frühlingstänzer im Ballett-Tutu
Wie Gelb meine Lieblingsfarbe wurde
Wie viele Gartenbesitzer habe ich ein Problem mit der Farbe Gelb. So sehr ich den Sonnenschein am Himmel mag, in meinen Blumenbeeten wirkt Gelb immer irgendwie plump und kitschig. So standen auch Narzissen früher eher selten auf meiner Einkaufsliste. Die meisten haben irgendwie mit Gelb zu tun und da ziehe ich doch die subtile und breite Farbpalette der Tulpen eindeutig vor. Klar, wild in die riesigen Wiesen vor englischen Landhäusern gepflanzt, sehen Narzissen großartig aus. Wobei mir kaum eine Pflanze einfällt, die vor einem englischen Landhaus nicht großartig aussieht. Mein Garten hat aber leider eher den Grundriss eines Schuhkartons und hier müssen die Blumen von sich aus Poesie mitbringen, da sie sich diese nicht aus der Umgebung borgen können.
Grundlegend geändert habe ich mein Verhältnis zu Narzissen erst durch die Slow-Flower-Bewegung. Slow-Flower-FarmerInnen pflanzen mit großem Idealismus professionell Schnittblumen an. In Nordamerika, England und immer häufiger auch bei uns in Deutschland. Lokal, saisonal und in Bio-Qualität angebaut, ging es ursprünglich darum, den Floristen-Blumen, die aus Übersee kommen und meist unter verheerenden Bedingungen produziert werden, ein umweltfreundliches, nachhaltiges Produkt entgegenzusetzen. Um aber gute, interessante Ware für die Highclass-Floristik zu liefern, brauchte es eine Menge neuer Ideen. Rosen im Winter und Dahlien im Frühling sind nämlich für einen Slow-Flower-Farmer ebenso unmöglich, wie exotische Gewächse, die in unserem Klima keine Chance haben.
Aber Beschränkungen machen bekanntlich kreativ. Und so haben die kleinen Slow-Flower-Farmen nach den spektakulärsten, außergewöhnlichsten Sorten von Pflanzen gesucht, die unser heimisches Klima vertragen – und sind fündig geworden. Die floristische Ästhetik, die daraus entstand, ist atemberaubend. Und für mich, als Gartenbesitzerin, wurde diese Bewegung zu einer der größten Inspirationsquelle der letzten Jahre. Narzissen sind für mich jetzt nicht einfach nur gelb und weiß, sie tragen gerüschte, pfirsichfarbene Ballettröcke („Delnashaugh“), veranstalten kleine Frühlingsexplosionen in den Beeten („Replete“), duften stärker als der intensivste Jasmin („Bridal Crown“) und verzaubern mich mit ihren apricotfarbenen, geränderten Trompeten auf cremegelben Blütenblättern („Blushing Lady“). Die Narzisse ist für mich zu so etwas wie die Rose des Frühlings geworden. Gelb im Garten mag ich trotzdem irgendwie immer noch nicht. Aber ich bin froh, dank der neuen Sorten Zitrone, Vanille, Buttercreme und Pfirsich als Farben für mich entdeckt zu haben.
Erstveröffentlichung in der 2. Ausgabe des wunderschönen Blumenmagazins let it bloom.
Unsere Narzissenkollektionen gibt es wieder ab Mitte September im Shop!