Pflegeleichter Garten: Meine zehn persönlichen Tipps für ein Gartenparadies ohne Stress
Was ich in meinem Hamburger Garten anders mache, um mehr zu genießen und weniger zu arbeiten
Als ich mit dem Gärtnern vor rund 15 Jahren begann, hatte ich eine Menge Zeit diesem neuen Hobby mit großer Leidenschaft nachzugehen. Ich hatte noch keine Kinder und konnte gemeinsam mit meinem Mann am Wochenende stundenlang ohne Unterbrechung im Garten buddeln, Sträucher schneiden, Wege anlegen etc. Manchmal haben wir beide bis zur Erschöpfung gearbeitet und es fiel mir schwer abends noch ein Weinglas in der Hand zu halten.
Einige Jahre später sah es ganz anders aus. Ein Baby und ein bedürftiges Kleinkind immer an der Seite, und mein neugegründetes Business im Kopf, schaffte ich meist keine 20 Minuten Gartenarbeit am Wochenende.
Manchmal hat mich das in Krisen gestürzt, da ich dachte: Ich will euch zum Gärtnern inspirieren und schaffe es selbst kaum noch, mich um meine Pflanzen zu kümmern. Die Lösung war, dass ich mir zeitweise Hilfe dafür geholt habe (so ehrlich muss man sein) und dass ich besonders für meinen neuangelegten kleineren Garten in Hamburg die pflegeleichte Gestaltung gleich im Kopf hatte.
Hier kommen für euch meine Tipps, die ich in Hamburg alle berücksichtigt habe. Manche davon sind euch sicher altbekannt, vielleicht ist aber auch die eine oder andere Inspiration dabei.
Meine 10 besten Tipps für pflegeleichte Gärten, es geht los:
1. Rasenkanten!
In Potsdam habe ich diese immer nach britischem Vorbild mit einem Rasenkantenstecher abgestochen, damit der Rasen nicht ins Beet wächst. Eine ziemliche Arbeit, die ein paar mal im Jahr durchgeführt werden musste. Das spare ich mir in Hamburg und habe Rasenkanten aus Cortenstahl eingebracht. Sie sind überhaupt nicht sichtbar (das war mir wichtig) und trennen Beete und Rasen perfekt!
2. Right plant, right place
Die Standortbedingungen müssen mit den Eigenschaften der Pflanze zusammenpassen. Eigentlich weiß das jeder, besonders ich sollte das wissen und dennoch lass ich mich verleiten, wunderschöne feuchtigkeitsliebende Sterndolden in ein sehr schattiges und trockenes Beet zu pflanzen. Begeht nicht denselben Fehler und seid da etwas konsequenter als ich. Das spart viel Arbeit und Wasser.
3. Rasenflächen begrenzen und durch Stauden ersetzen
Auch das ist kein Geheimnis mehr: 1 m² Rasen macht im Jahr viel mehr Arbeit als 1 m² Stauden. Was besser aussieht, muss ich nicht erwähnen, oder? Besonders jetzt sehe ich es: Nach drei Jahren sind die Stauden riesengroß, es gibt kein Unkraut mehr zu jäten, nur noch Blüten zu genießen. Der einzige Job: Ein bisschen Kompost und Hornmehl als Futter und im nächsten Frühjahr abschneiden. Richtig gut, oder?
4. Staudenbeete richtig dicht bepflanzen
Ich pflanze Stauden meist etwas dichter als angegeben. Ich bin ungeduldig und will, dass das Beet schnell dicht wird. Der entscheidende Vorteil: Wenn schöne Stauden dicht an dicht stehen hat das Unkraut keine Chance und der Boden bleibt viel länger feucht.
5. Playgrounds schaffen!
In herrschaftlichen Gärten bezeichnete man mit einem Playground den Gartenbereich, der dicht am Haus oder Schloss zu finden und mit einer spektakulären Bepflanzung versehen war. Weiter hinten im Garten wurden die Pflanzen immer pflegeleichter. Ich mache es genauso: Die etwas aufwändigen einjährigen Sommerblumen, die Dahlien oder Ranunkeln sind direkt am Haus gepflanzt. An den Orten, an denen wir jeden Tag vorbeilaufen oder die wir sehen, wenn wir auf der Terrasse sitzen. Alle anderen Beete sind mit pflegeleichten Stauden und Gehölzen bepflanzt.
6. Die pflegeleichtesten Pflanzen….
… sind aus meiner Sicht robuste, blühende Sträucher. Sie bringen unglaublich schnell eine Fülle in den Garten, sind meist nicht sehr anfällig für Schädlinge und müssen selbst bei Trockenheit (wenn sie gut eingewurzelt sind) kaum gegossen werden. Ihre Blütezeit ist nicht lang, aber dennoch wunderschön. Wenn ihr gar keine Zeit habt, dann pflanzt wenigstens diese! Meine Favoriten: Kolkwitzia amabilis (Perlmuttstrauch), ungefüllter Philadelphus coronarius (Bauernjasmin), Weigela (Weigelien), Malus (Zierapfel) und Hydrangea (Hortensien).
7. Kein Schnickschnack im Garten
Es gibt bestimmte Dinge, die einfach immer Arbeit machen und auf die ich grundsätzlich verzichten würde. Natürlich ist das Geschmackssache, aber ich würde mir beispielsweise nie einen künstlichen Teich anlegen. Die meisten Teiche, die ich kenne, sind nach einer Zeit völlig verschlammt oder erfordern einen enormen Pflegeaufwand. Ebenso bedeutet viel Formschnitt auch viel Arbeit. Und wenn ihr nicht ein ausgeprägtes Faible für Rosen habt, haltet euch fern. Sie benötigen wirklich viel Pflege, da sie extrem schädlingsanfällig sind. Ausnahmen sind natürlich Wildrosen, aber mit den gezüchteten Rosen habe ich durchweg fast immer schlechte Erfahrungen gemacht. Keine Pflanze bei mir im Garten hatte je fünf Probleme auf einmal, außer meine Rosen.
8. Rindenhumus als Mulch
Mulchen ist immer ein wunderbarer Tipp, allerdings gefallen mir die meisten Mulchmaterialien optisch nicht. Ich will einfach kein gehäckseltes Holz zwischen meinen Stauden sehen. Was gut funktioniert und auch optisch super ist: Rindenhumus (Achtung: Nicht Rindenmulch! Dieser ist für Stauden eher schädlich). Die Feuchtigkeit bleibt länger im Boden, er funktioniert wunderbar als sanfter Dünger und unterdrückt auch etwas das Unkraut.
9. Mehr bodendeckende Pflanzen pflanzen
Die Vorteile von sogenannten Bodendeckern liegen auf der Hand: Sie verhindern Unkraut zuverlässig und bringen eine gute horizontale Fülle in den Garten. Ein Muss, besonders im Beetvordergrund. Klassische Bodendecker wie Efeu oder Elfenblume finde ich persönlich nicht schön. Sie sind mir zu niedrig, zu wenig wild und erinnern mich immer an Friedhofspflanzungen. Es gibt bessere Alternativen! Besonders zu empfehlen sind Geraniumsorten. Es gibt Geranium (Storchschnabel) für fast jeden Standort von schattig bis ganz sonnig, trocken oder feucht und die Blüten versprühen meist einen schönen Vintagecharme. Meine Favoriten sind die Geraniumsorten Mrs Kendall Clark, Kashmir White, Dreamland (letztere blüht über Monate).
10. Gartenroutine schaffen
Als ich sehr im Stress war mit kleinen Kindern und Firmengründung habe ich teils wochenlang nichts im Garten gemacht. Auch mein Mann hatte keine Zeit. Und statt mich am Wochenende von dem ganzen Stress auszuruhen, versuchte ich dann panisch viele Stunden den Garten in einem Rutsch wieder in einen halbwegs akzeptablen Zustand zu bringen. Das war unglaublich mühsam und hat noch mehr Stress produziert. Ich dachte: So kann es nicht weitergehen, ich brauche einen anderen Weg.
Nun pflege ich eine sehr angenehme Gartenroutine. Einmal am Tag durchwandere ich meine kleine Oase, mal mit Schere, mal mit Unkrautstecher bewaffnet und wenn mir etwas ins Auge sticht, schneide ich es oder steche es aus. Dafür muss ich mich nicht umziehen, nach 10 Minuten ist die Arbeit erledigt und der Garten bleibt in Form, da ich es sehr regelmäßig mache. Zugleich ist es eine Wohltat nach stundenlangem Sitzen vor dem Computer sich dieser sinnlichen Tätigkeit hinzugeben. Wenn Gartenarbeit für euch zum Stress wird, überlegt euch eine eigene Gartenroutine. Wichtig ist aber auch: Seid nicht so streng. Ein bisschen Wildheit und Unkraut wird einem schönen Garten nie den Zauber nehmen.
Foto oben: Petra Herbert