Die 6 häufigsten Fehler bei der Samenanzucht

Blumen aus Samen zu ziehen ist eigentlich sehr einfach – wenn man den Dreh raus hat. Beim ersten Versuch gibt es einiges, was man falsch machen kann. Ich persönlich habe bestimmt jeden dieser Fehler mindestens einmal selbst begangen und möchte euch mit diesem Artikel helfen, schon beim ersten Versuch Erfolg zu haben. Hier kommen die sechs häufigsten Fehler.

1.Frühstarter

Besonders als AnfängerIn ist man oft überambitioniert. Wenn einem dann noch das Winterwetter aufs Gemüt drückt, ist es naheliegend mit dem Gärtnern zu beginnen. Für die Seele ist das sicher wohltuend. Viele fangen dann schon im Februar mit der Aussaat an. Das geht, wenn man mit künstlichem Licht arbeitet, der Sonnenschein reicht aber zu diesem Zeitpunkt bei weitem nicht aus, die Pflänzchen auf der Fensterbank zu versorgen. Sie recken und strecken sich – und fallen irgendwann um. Besser nicht vor Mitte März beginnen. Die Lichtverhältnisse sind dann schon viel besser!

Einzige Ausnahme: Cool Flowers, also winterharte Einjährige. Diese sind ab Ende Februar an einem kühlen, hellen Platz wie zum Beispiel einem Gewächshaus startbereit. In manchen Regionen, wenn der Frühling hier schon in der Luft liegt, können diese jetzt auch schon draußen gesät werden. Ein bisschen Kälte schadet nicht. Aber bei tiefen Wintertemperaturen halte ich auch hier die Füße still.

2. Zu warm, zu dunkel

Die meisten Samen keimen gut bei Temperaturen von ca. 17-18 Grad, Helligkeit vorausgesetzt. Häufig ist es aber in Wohnräumen viel wärmer und das Fensterbrett nicht ganz so hell. Die Kombination aus zu viel Wärme und zu wenig Licht führt häufig dazu, dass Pflänzchen „vergeilen“. Sie schießen in die Höhe, sind aber viel zu dünn und schwach und kippen um. Wenn ihr solch ein Wachstum beobachtet: mehr Licht und etwas kälter stellen, das kann den einen oder anderen Sämling noch retten.

3.Schimmel

Häufig wird im Zimmergewächshaus angesät. Der Vorteil: es herrscht konstante Feuchtigkeit und man muss weniger gießen. Der Nachteil: eines Morgens ist ein bekannter weißer Schleier über Töpfchen und Pflänzchen zu sehen. Schimmel! Mittlerweile empfehle ich lieber ohne Abdeckung zu arbeiten, etwas länger auf die Keimung zu warten und häufiger zu gießen (sprühen), denn fast immer führt das feucht-warme Klima zur Schimmelbildung und das ist weder für euch noch für die Pflänzchen gesund. Wer aber doch mit Abdeckung sät: 2x am Tag lüften ist Pflicht. Grundsätzlich sollte man zu Beginn der Anzucht die Erde zwar feucht halten, aber richtige Nässe ist immer verkehrt. Es sind ja keine Teichpflanzen, die ihr da sät.

4. Zu viele Pflänzchen

Ich nehme pro Töpfchen meist zwei Samen, aber natürlich rieseln häufig viel mehr rein, besonders von den ganz feinen Samen (hier kann unsere Saatgut-Rutsche Abhilfe schaffen). Die Folge: es wächst in jedem Töpfchen eine ganze Wiese heran und man wähnt sich auf der Erfolgsspur, wenn es so wild keimt. Trotzdem heißt es jetzt: pikieren oder töten. Also entweder die Pflänzchen aus dem Töpfchen umpflanzen oder einfach ausrupfen. Am Ende sollte nur eine – die Stärkste – im Topf verbleiben. Sie braucht die ganzen Nährstoffe für sich alleine, um wirklich gut zu gedeihen.

5. Zu wenig Nährstoffe

Ansaaterde hat meist einen sehr geringen Nährstoffgehalt und das ist gut so. Auch Babys brauchen erstmal kein 3-Gänge-Menü. Sobald die Pflänzchen aber zu Pflanzen werden müssen Nährstoffe her. Entweder werden die Jungpflanzen in gute, nährstoffhaltige Erde umgetopft oder sie müssen gedüngt werden. Ich beginne damit ca. 2-3 Wochen nach der Keimung in sehr geringer Dosierung und dünge dann alle 14 Tage, drinnen wie draußen. Mir geht es darum, viele Blüten für die Vase zu produzieren und unser Boden ist sandig und nährstoffarm. Die Blumen blühen sicher auch ohne Dünger, aber spätestens, wenn sie kümmern, sollte man es versuchen. Am besten natürlich mit einem organischen Flüssigdünger, ich benutze diesen hier. Und 1x pro Jahr ist es ratsam die Erde im Garten mit Kompost und Hornspänen anzureichern.

6. Zu früh an die frische Luft

Die meisten Einjährigen vertragen keinen Frost und sollten erst ausgepflanzt werden, wenn die Gefahr auch wirklich vorüber ist. Und jetzt kommt wieder die Ungeduld von Punkt 1 ins Spiel. Auch wenn der ganze April das reinste Wonnewetter mit Temperaturen an die 20 Grad bietet – Anfang Mai kommen drei frostige Nächte und der Spaß ist vorbei. Das habe ich schon mehrmals hier in Brandenburg erlebt und ich glaube nicht an den frostfreien Frühling vor dem 15. Mai. Zu groß waren schon die Verluste und nicht immer war ein Folientunnel greifbar, der die kleinen Pflänzchen vielleicht gerettet hätte. Also: lieber nochmal Umtopfen oder einfach nicht zu früh mit der Anzucht beginnen. Auch im April gesäte Blumen stehen ab Mitte Juli in Blüte und der Sommer ist noch lang!

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